Kapitel 30 - Onkel Zao oder wer bin ich wirklich?

Während des Heilungsprozesses hilft Tomie bei der Fertigstellung der Aufseher-Wohnung. Die anderen hatten erst gar keinen Zweifel aufkommen lassen dass diese IHR Domizil ist und sie möge es nach ihren (perversen) Wünschen einrichten.
 

 

Ivy und Heather genossen die erste Nacht im neuen Zuhause mit ihr zusammen.

Sicherheitschef Gilbert hat seinen ersten Prototypen einer modifizierten Vault-Rüstung fertiggestellt – Heather übernimmt die ersten Tests im Feldeinsatz.

 

 

Als Testort suchten wir uns den Bürgermeister-Schutzbunker in der Nähe von Fort Hagen aus.

 

Tja – was Politiker alles so aus Eigennutz mit den Steuergeldern ihrer Bürger machen – schon klar das diese davon irgendwann die Nase voll haben...

 

 

...und wenn dann auch noch Atom-Bomben die Städte in Schutz und die Landschaft in Asche verwandeln.

 

Aber eine Multizweck-Turnhalle ist dann schon der Gipfel der Dreistigkeit.

 

 

Warum sind ausgerechnet Synth-Patrouilen an diesem Ort unterwegs – was hoffen diese hier zu finden?

 

 

Jedenfalls in den Feuergefechten bewährte sich die neue Rüstung recht gut.

 

 

Aufbruch zum Bostoner Hafen sich das U-Boot näher anzusehen

 

 

Nach dem Betreten sehen sie einen Ghul – der sich ihnen als Kapitän Zao vorstellt.

 

 

Eigentlich musste Tomie nicht fragen – sie wusste bereits wer vor ihr stand. Es war als ob jemand anderes in ihr den Befehl über ihren Mund übernommen hat – vielleicht war ja doch noch ein „Rest“ der lange verschlossenen „Agentin Zao Sue“ aktiv und versuchte die Tarnung aufrecht zu erhalten.

 

 

Kapitän Zao erzählt ihnen von dem Unfall des U-Boots auf hoher See (auf Mine gelaufen) und wie sie sich mit letzter Notenergie in den Hafen gefahren waren – von ihrer Ankunft nahm niemand Notiz – die Bomben waren vor einigen Tages gefallen – es herrschte unbeschreibliches Chaos.

 

 

Nach und nach erkranke die gesamte Besatzung an der Strahlenkrankheit – die Minen-Explosion hatte ein Reaktorleck verursacht. Nur noch er selbst ist kein wilder Ghul.

 

Der Kapitän bitte die Gruppe um Hilfe – Ivy will eigentlich sofort ablehnen – wird aber mit einer Geste von Tomie zurück gehalten – letztere erbittet sich Bedenkzeit...
..und fällt daraufhin in Ohnmacht.

 

 

 

Kapitän Zao zeigt den anderen Frauen den Weg zu seiner Kabine und bittet sie ihre Anführerin dort aufs Bett zu legen bis es ihr wieder besser geht.

 

 

Ivy bleibt bei Tomie in der Kabine des Kapitän – während Heather sich mit diesem auf der Schiffsbrücke über belanglose Dinge plaudert – einfach um den Schock über den Zusammenbruch zu überwinden.
Heather sagte dem Kapitän das Tomie vor kurzem eine Operation hatte und sich von dieser vielleicht noch nicht vollständig erholt hatte.

 

In der Zeit kommt Tomie wieder zu sich – merkt das sie auf dem Bett in der Kabine des Kapitän liegt und Ivy neben ihr sitzt...
..und fängt leise an zu weinen – nur ganz leise Schluchzer kommen aus ihrem halb offenen Mund.

 

Ivy spürt den unendlich großen Kummer in ihrer Geliebten – weiß aber das es noch viel zu früh ist diese zu drängen ihrem Herzen Luft zu verschaffen.

 

Nach 10 min fasst Tomie einen Entschluss und richtet sich auf dem Bett auf:

Tomie: „Ivy – habe ich als oder nachdem ich umgekippt bin irgendetwas gesagt oder gemurmelt?“
Ivy: „Ja – aber ich habe es nicht verstanden. Der chinesische Kapitän dagegen schien was verstanden zu haben – aber nachdem er in Dein Gesicht geschaut hatte schien er ziemlich verwirrt zu sein.
Tomie: Ok – ich verstehe – als ich – weggetreten wie ich war - vor mich hin murmelte – hattet ihr mir bereits die Haube vom Kopf gezogen?“
Ivy: „Ja – aber ist das wichtig?“
Tomie: „Ich hoffe es – ich hoffe es wirklich – und nein – es ist noch zu früh etwas zu erklären.“

 

Sie gingen zur Brücke – Tomie danke dem Kapitän für seine zuvorkommende Geste wegen ihrer Ohnmacht.

 

 

Und sie erklärte sich bereit ihm zu helfen und merkte etwas bei ihrem Onkel. In seinen Augen stand klar die Botschaft das vor ihm seine Nichte (und Adoptiv-Tochter) Zao Seungeum steht...

..."Ich bin nicht Dein Kapitän. Nenn mich nur (Onkel) Zao."...
...irgendwie wieder geboren mit dem Gesicht einer fremden Frau – aber die wenigen in der Ohnmacht gesprochenen Worte in dem alten koreanischen Familien-Dialekt haben für ihn eine klare Botschaft ausgesendet.

 

 

Nach einer kurzen und höflichen Verabschiedung verließen sie das U-Boot und begaben sich zum daneben verankerten mit Schrott beladenen Schiff.

 

 

Tomie: „Mädels – es ist wohl die Zeit für eine längere Beichte über das was eben im U-Boot passiert ist.“
Ivy: „Ich ahne da etwas – wogegen die Geschichte von meiner Raider-Vergangenheit so langweilig wie ein Telefonbuch sein wird.“
Heather: „Dann setze ich mich mal lieber“
Tomie: „Ja – ich bin ein Synth den das Institut vor wenigen Jahren nach dem Vorbild einer „Mistress Tomie“ erzeugt und mit deren Original-Erinnerungen versehen haben. Diese Erinnerungen wurden vom CIT kurz vor dem Fall der Bomben gemacht in der Hoffnung an die Informationen der zu tote gefolterten chinesischen Agentin zu kommen.“
Ivy: „Und Du warst tatsächlich eine solche?“

 

Tomie: „Ja – ich wurde mit 7 Jahren auf eine Spezialschule geschickt – quasi so etwas wie Besten-Förderung. Meine Talente befähigten mich zu mehreren möglichen Karrieren – aber meiner „Meistern“ schien die eines Infiltrations-Agenten die aussichtsreichste – fürs Land – also war es dann ganz patriotisch auch mein Wunsch.“
Heather: „Klingt ganz wie in den wildesten Spionage-Comics.“

 

Tomie: „Ist aber letztlich viel weiter weg und deutlich weniger romantisch als das was man zu lesen bekommt.
Ich will mich nicht beschweren – ich bekam eine wirklich sehr umfängliche technische, medizinische und naturwissenschaftliche Ausbildung – neben viel Sport auch diverse Künste in bewaffnetem wie unbewaffnetem Kampf.“
Ivy: „Und wie hast Du Ballett gelernt?“
Tomie: „Reines Hobby – es gab ein bisschen Freiraum – ich nutzte es für den klassischen Tanz“

 

Heather: „Und den Kapitän kennst Du – von früher also vor dem Bombenfall?“
Tomie: „Ja – er ist mein leiblicher Onkel und wurde nach dem frühen Tod meiner Eltern mein Ziehvater – ich bin in seinem Haushalt quasi aufgewachsen – so musste ich nach einigen Jahren nicht mehr im Internat wohnen.“
Ivy: „Oh mein Gott – hattest Du erwartet ihn hier zu treffen?“
Heather: „Moment – wir hätten doch auch vor Deiner Gesichts... – nein – hätten wir wohl nicht“

 

Tomie: „Als ich erkannte das es ein chinesisches U-Boot ist – hatte ich nach der Kennung gesucht und auch gefunden – damit war mir klar wen ich treffen könnte.“
Ivy: „Dein Onkel hätte auch tot sein können?“
Tomie: „Wenn ich wie auf wundersame Weise lebe – warum nicht auch der Onkel der kleinen „Seungeum“? So war meine stille Hoffnung.“
Ivy: „Du hattest Angst das wenn er Dich in voller Jugend und Schönheit wieder sieht er das...“
Tomie: „...Wiedersehen vor Glück nicht überlebt – ja die Befürchtung hatte ich. Selbst ich bin ja trotzdem ich mich versucht hatte mental vorzubereiten – völlig weggekippt und an meinen koreanischen Worten hat er mich erkannt.“

 

Heather: „Ich denke zu bist Chinesin??“
Tomie: „Das Land hier ist doch auch noch voll mit Iren, Italienern usw. – zwar alle Bürger des Commonwealth aber trotzdem haben diese ihre Wurzeln nicht vergessen. Letztlich ist auch China ein Vielvölkerstaat – und mit Korea über einen Zeitraum von mehr als 3.500 Jahren miteinander verbunden – mal kriegerisch – mal friedlich.
Beide Länder waren Anfang des 20. Jahrhunderts kolonial besetzt – beide Völker hatten im 2. Weltkrieg schwer leiden müssen.
Nachdem beide ihre nationale Unabhängigkeit errungen hatten – begann ein Annäherungsprozess der fast ein ganzes Jahrhundert dauerte und letztlich in eine Art „Konföderation“ mündete. So sind Onkel Zao und ich eben chinesische Staatsbürger mit koreanischer Nationalität.“

 

Ivy: „Das Boot war also damals nicht wegen einem möglichen Raketen-Beschuss vor der Küste?“
Tomie: „Ich bin 3 Tage vor dem Treffen mit U-Boot verhaftet worden – ich wusste das Onkel Zao der Kapitän sein würde und ich hatte ihn seit 3 Jahren nicht gesehen – seit meiner „Einschleusung“
Heather: „Domina war nicht nur eine Tarn-Identität – ich erinnere mich noch an die Bemerkungen über Eddi Winter wenn wir mal wieder eines der ominösen Holobänder gefunden haben.“

 

 

Tomie: „Ich wurde ganz bewusst für diese Mission „Mistress Tomie“ ausgesucht und vorbereitet. In dem SM-Club – der quasi die Oberliga an der ganzen Ost-Küste damals war – verkehrten eben irre reichen Industriellen auch höchste Militärs und Regierungsbeamte. Es ging nicht darum irgend jemand von denen „umzudrehen“ oder gar „zu erpressen“. Ich sollte nach Leuten Ausschau halten die kriegsmüde sind – wo man vielleicht einen Hebel für Frieden ansetzen könnte.“
Ivy: „und mit Deiner Verhaftung scheiterte es?“
Tomie: „Wegen mir alleine? Nein – da muss noch viel mehr passiert sein.“

 

 

Heather: „War Deine koreanische Herkunft wichtig für die Mission?“
Tomie: „Ja – es gab Überlegungen das ich als Koreanerin von einer eventuellen Internierung weniger betroffen sein würde. Darum wurde ich auch im Gesicht „europäisiert“ - laut meinen hiesigen Papieren waren meine Vorfahren Ende der 1940er als politische Flüchtlinge eingewandert und hätte sich mit der Zeit entsprechend „vermischt“.“
Ivy: „Also hat Dich das Institut nach der Gefangenenakten mit den Bildern vom Fotoshooting „rekonstruiert“?“
Tomie: „Man hatte zwar Gewebeproben – die nahm man aber nicht für die Synth-Maschine.“

Heather: „Und wenn Du jetzt die Frage beantworten soll wer Du bist.?“
Tomie: „Kann ich nur sagen das ich es derzeit nicht weiß – da sind die Erinnerungen von „Zao Seungeum“ an ihre Kindheit und Jugend an der Agentenschule – die junge „Mistress Tomie“ die als Domina geschult und auf ihren Einsatz vorbereitet wird. Die „Tomie“ die auf ihrer Arbeitsstelle verhaftet wird und der es gelingt die „Agentin Zao“ in einen mentalen Kerker einzusperren.“
Ivy: „Du hast was gemacht? Selbst einen Teil von Dir ein etwas eingesperrt so wie Dr. Stein das mit „Debborah“ gemacht hatte?“

Tomie: „Ja Ivy – ein damals an der Schule unterrichtete „Letzte-Ausweg“-Technik – damit verhindert wird egal wie schlimm die Folter ist das wir irgend etwas preisgeben. Jeder Lügen-Detektor-Test wird so bestanden – weil die Person die man versucht zu befragen gar nicht antworten kann.“
Ivy: „Und wie befreit man sich daraus?“
Tomie: „Selbst? Geht nicht – war auch nie vorgesehen. Wenn man körperlich die Verhöre überlebt und mit ganz viel Glück freikommt dann besteht eine sehr geringe Chance von anderen Agenten „geboren“ zu werden und z.B. an Bord eines solchen U-Boots gebracht zu werden. Der Schiffs-Arzt ist bei solchen Geheimdienst-Operationen in diese mentale Blockade-Technik eingewiesen und kann mit 1-3% Wahrscheinlichkeit den Block lösen.
Heather: „Ein sehr dünner Strohalm – aber wohl immer noch besser als die absoluten 0% wenn man „singt“
Tomie: „Wenn man gesteht tötet man Dich zu 100% - sie foltern Dich halt etwas weniger schmerzhaft zu tote.“

 

Ivy: „Und wie hat sich Dein Block gelöst? Im Institut? Kann ich mir nicht vorstellen.“
Tomie: „Auf der Flucht – ich wurde gestellt von einem Runner-Kommando.“
Heather: „Du hattest bereits Kontakt zu einem Runner?“
Tomie: „Ich habe die Flucht eines anderen Synth genutzt und bin quasi „Huckepack“ mit seinem Teleport-Transfer aus dem Institut. Wegen ihm hätte man kein Runner-Kommando geschickt – aber ich bin denen wohl sogar so einen Einsatz wert gewesen.“
Ivy: „Was passierte als der Runner Euch stellte?“

 

 

Tomie: „Das Glück für mich war – das er den Rückruf-Code (der den jeweiligen Träger paralysiert) zuerst an dem mir unbekannten Synth aussprach – ich bekam in voller Todes-Panik mit wie der dann in einem blauen Blitz verschwand – zurück teleportiert ins Institut.
Als er dann meinen Aussprach – wurde zwar „Tomie“ paralysiert – jedoch „Agent Zao“ freigelassen. Anders als „Mistress Tomie“ die zwar mit einer Reitgerte umgehen kann – kennt „Agent Zao“ alleine mit einem Bleistift in der Hand mindestens 28 verschiedene Methoden einen Menschen das Ding ins Ohr zu rammen!“
Tomie: „Bitte bedenkt – „Kerker“ heißt hier nicht das man immer komplett abgekoppelt ist – man sieht oft alles kann sich aber nicht dagegen wehren oder eingreifen.“

 

Heather: „Bitte nochmal – Du hast mit was jetzt...“
Tomie: „..einem chinesischen Offiziersschwert – einer Replik vom Institut...“
Heather: „einen Runner mit wie vielen seiner Blech-Begleiter platt gemacht?“
Tomie: „einen Runner und 4 Chromschädel – in der Nähe der Bedfort-Station ist das alles passiert. Leider sind bei meiner Flucht auch 2 Feldagenten der Railroad getötet wurden – diese sollten das „Paket“ in Empfang nehmen und weiterleiten. “

 

 

Ivy: „Du bist also der lebende Beweis das...“
Tomie: „...man als Synth nicht vor einem anderen Synth davon laufen muss – auch wenn der ein Runner ist – sofern man selbst mindestens genau so gut ausgebildet und ausgerüstet ist.“
Heather: „Und nun bist Du auch noch „Nora“ die nach 200 Jahren Kryo-Schlaf erwacht ist und ihr kleines Baby „Shaun“ sucht?“

Tomie: „ich weiss – auch für mich ein bisschen zu viel“

 

Ivy: „Ich denke mal das wir das alles zunächst unter uns drei belassen?“
Heather: „Also mit einem „Gesundheitstee“ bekomme ich meinen Kopf jetzt nicht wieder beruhigt“
Tomie: „Dann lasst uns zum Vault zurück kehren“

 

 

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